Wohnen

Dachfenster bringen mehr Licht und Luft

Wohnen Dachfenster liegen im Trend. Sie verwandeln Räume unter dem Schrägdach in helle Wohn- und Aufenthaltsbereiche mit mehr Tages- und Sonnenlicht. Worauf muss man beim Einbau besonders achten?

von Philipp Dreyer

Journalist, Zürich

Die Vorteile von Dachfenstern sind offensichtlich: Sie bieten mehr Licht, die Räume erscheinen grösser, wirken gemütlich und können besser gelüftet werden. Egal ob Ziegeldach, Schieferdach, Metalldach, ein Dach mit Photovoltaikanlage oder ein begrüntes Dach – grundsätzlich kann in jedes Dach, auch nachträglich, ein Fenster eingebaut werden. «Bei einem nachträglichen Einbau entstehen zwar höhere Kosten, aber der Markt bezahlt lichtdurchfluteten Wohnraum überproportional, wie eine Studie von Wüest & Partner aufzeigt», sagt Paul Schöni, Public Affairs Manager bei Velux Schweiz AG.

Als Dachflächenfenster werden alle Fenster bezeichnet, die in das Dach eingesetzt werden. Im Vergleich zu einer vertikalen Verglasung lassen Dachfenster bei gleicher Öffnungsfläche bis zu fünfeinhalb Mal mehr Tageslicht in den Raum. Sie können in jedem Dach installiert werden, das über eine Neigung von zwei bis siebzig Grad verfügt. «Dadurch spenden Dachfenster ein Vielfaches mehr an Licht als Gauben, weil der Lichteinfall aufgrund des zenitalen Lichtes viel höher ist», betont Schöni.

Der Winkel bestimmt das Sonnenlicht

Hinter diesem Effekt steckt einfache Physik: Lichtstrahlen breiten sich ausschliesslich gradlinig aus. Gleichzeitig kommen sie in Bezug auf Gebäude meistens von oben, denn im Wesentlichen handelt es sich um Sonnenstrahlen. Ein senkrecht stehendes Fenster kann daher nur eine begrenzte Menge an Licht- bzw. Sonnenstrahlen einfangen. Dazu komme die Selektivität des Glases, das am besten im 90-Grad-Winkel funktioniere, erklärt der Fensterfachmann. Der Winkel von Dachfenstern ermöglicht mehr Sonnenlicht, was die Temperatur im Raum erhöhen kann. Dies kann im Winter ein Vorteil, im Sommer aber ein Nachteil sein. Dazu später mehr.

Je mehr Licht in der Dachwohnung gewünscht wird, desto grosszügiger sollten die Fensterflächen sein. Dabei ist ein einziges grosses Dachfenster nicht zwingend die beste Lösung. Mehrere einzubauen ist bautechnisch häufig einfacher; je nach Abstand der Dachsparren fallen die Arbeiten an der Dachkonstruktion weniger umfangreich aus. Die richtige Dämmung bietet die notwendige Basis für guten Hitzeschutz. Um die sommerliche Hitze draussen zu halten, sollten Materialien mit hoher Rohdichte (beispielsweise Holzfasern) verwendet werden.

Dachfenster: Holz oder Kunststoff?

Beim Einbau von Dachfenstern stellt sich grundsätzlich die Frage, ob sie aus Holz oder Kunststoff sein sollen. Beide sind langlebig und robust, weisen aber unterschiedliche Vor- und Nachteile auf. Holz ist ein nachwachsender und natürlicher Rohstoff, aber in der Herstellung aufwendiger als Kunststoff. Die Lebensdauer des Holzfensters hängt massgeblich von der Wahl der verarbeiteten Holzart ab. Um dauerhaft «in Form» zu bleiben, müssen Holzfenster gestrichen werden. Wird dies vernachlässigt, so leidet das Holz. Es wird brüchig und spröde und lässt letztlich das Fenster schneller altern. Holz- oder Kunststoffrahmen können sich je nach Wärme- oder Kälteeinwirkung ausdehnen oder zusammenziehen. Holz passt sich aufgrund seines natürlichen Ursprungs wesentlich besser den jeweiligen Temperaturverhältnissen an. In der Regel sind Kunststoffrahmen günstiger als solche aus Holz und lassen sich wesentlich einfacher pflegen. Kunststoff kann mit Wasser und Abwaschmittel gereinigt werden. Holz wird während der Herstellung imprägniert und endbehandelt. Danach kann es mit handelsüblichen Reinigungsmitteln gesäubert werden. «Holz benötigt mindestens alle vier Jahre eine Nachbehandlung», so Paul Schöni. Fenster, die grosser Hitze, starker Sonneneinstrahlung und / oder einem hohen Mass an Feuchtigkeit – zum Beispiel in der Küche oder im Bad – ausgesetzt seien, müssten mindestens alle zwei Jahre gestrichen werden.

Wirksamer Sonnenschutz

Die intensive Sonneneinstrahlung durch Dachflächenfenster ist sehr willkommen – sofern sie für Licht sorgt. Weniger angenehm finden die meisten Bewohner eines Dachgeschosses die Wärme, die diese Fenster ohne Sonnenschutz im Sommer mit sich bringen können. Mit schlechter Dämmung und ungeschützten Dachfenstern werden die Temperaturen im Dachgeschoss bereits nach wenigen Minuten zur Qual. Selbst nachts ist an erholsamen Schlaf kaum zu denken. Um der Hitze vorzubeugen, stehen verschiedene Sonnenschutzsysteme zur Verfügung. Bei grossen Dachfenstern, die nach Süden ausgerichtet sind, ist ein zusätzlicher Hitze- und UV-Schutz ratsam. Wer bei einem normalen Dachflächenfenster nur minim die Sonne abschirmen möchte, sollte sich für einfache raumseitig montierte Rollos oder Plissees entscheiden. Ansonsten installiert man am Dachfenster Markisetten oder Rollläden. Innenliegende Rollos lassen sich auf Wunsch mit automatischer Steuerung und einem passenden Antriebssystem versehen. Energierollos sorgen zusätzlich für verbesserte Wärmedämmung in kühlen Nächten.

Beide Systeme – Hitze- sowie Blendschutz – lassen sich so steuern, dass sie sich beispielsweise abhängig von der konstant überwachten Raumtemperatur öffnen oder schliessen. Auch eine automatische Zeitsteuerung ist möglich. Damit ist sichergestellt, dass Blumen und Grünpflanzen im Dachgeschoss nicht eingehen, weil sie den ganzen Tag im Dunkeln stehen.

Einfache Fensterbedienung

Für ein gesundes und angenehmes Raumklima ist das Öffnen eines Fensters für die Frischluftzufuhr entscheidend. Manchmal sind die Dachfenster so platziert, dass sie schwer zugänglich sind. Falls Dachflächenfenster zum Öffnen und Schliessen nicht oder nur mühsam erreichbar sind, stehen verschiedene Lösungen zur Auswahl. Fast alle Dachfenster lassen sich mit einem elektromechanischen Antrieb ausstatten. Voll integrierte und geräuscharme Elektromotoren öffnen und schliessen die Fenster auf Knopfdruck. Ist kein Stromanschluss in der Nähe des Fensters vorhanden, löst notfalls ein kabelloser Solarantrieb das Problem.

Bequemer lassen sich Dachfenster mit einer Fernbedienung steuern. Dazu kann entweder ein an der Wand montiertes Bedienfeld oder eine entsprechende App auf dem Smartphone benutzt werden. Mit der App lassen sich mehrere Dachfenster gleichzeitig vom Sofa oder von einem anderen Raum aus steuern. Smarte Steuerungselemente sorgen neben dem gesteigerten Bedienkomfort für einen enormen Gewinn an Sicherheit. Wer sich unterwegs fragt, ob er zu Hause die Fenster versehentlich offen gelassen hat, braucht sich nicht darüber zu sorgen. In Verbindung mit einem Smart-Home-System ist noch viel mehr möglich – zum Beispiel, dass ein Regensensor die Fenster automatisch schliesst. Aussenliegende Rollläden bringen vor allem im Winter viele Vorteile. Sie bieten Schutz vor Kälte und halten gleichzeitig die Wärme im Dachgeschoss. Das wirkt sich positiv auf die Heizkosten aus.

 

Baubewilligung ja oder nein?

Im Zusammenhang mit dem nachträglichen Einbau von Dachfenstern stellt sich die Frage, ob ein Baugesuch nötig ist. Nicht immer ist ein ordentliches Baubewilligungsverfahren zwingend. Oft reicht ein vereinfachtes Baubewilligungsverfahren. In der Schweiz gibt es keine einheitliche Bauverordnung, die regelt, wann der Einbau von Dachfenstern genehmigungspflichtig ist. Die Bauvorschriften variieren je nach Kanton und sind in der entsprechenden Bauverordnung festgelegt. Ebenso kommt es darauf an, ob zusätzliche Dachfenster eingebaut oder ältere bereits bestehende 1:1 gegen moderne, energiesparende Dachfenster ausgetauscht werden. Daher ist es ratsam, sich im Voraus beim zuständigen Bauamt zu informieren.