Alle Jahre wieder. Die Schnäppchenjagd in der Vorweihnachtszeit hat sich auch bei uns eingebürgert. Sie vermuten richtig: Es geht um den «Black Friday», also den «Schwarzen Freitag», mit seinen Rabattschlachten und Shopping-Marathons, die jeweils Ende November stattfinden. Wie vieles andere ist dieser «Brauch» über den grossen Teich aus den Vereinigten Staaten zu uns herübergeschwappt. Es handelt sich dabei um den Freitag nach dem jährlichen Thanksgiving Day, dem in den USA und auch in Kanada jeweils am vierten Donnerstag im November zelebrierten Erntedankfest. Dort gilt dieser Freitag auch als Start in die Weihnachtseinkaufsaison.
In der Schweiz traten die ersten Black-Friday-Angebote vor 17 Jahren in Erscheinung, lanciert von kleineren Onlineshops. Im Jahr 2015 sprang der erste grosse Detailhändler auf den Zug auf und verzeichnete an jenem Tag eine Verdreifachung seines normalen Tagesumsatzes. Das war der eigentliche Dammbruch. Im Jahr darauf folgten zahlreiche andere grosse Shops und starteten ebenfalls mit Rabattaktionen. Und heute fallen wohl jene wenigen Läden und Unternehmen auf, die diesen Zirkus nicht mitmachen.
In diesem Jahr erzielte der Schweizer Handel einen Black-Friday-Umsatz von 460 Millionen Franken und damit rund 10 Prozent weniger als im Vorjahr. Dies scheinbar deshalb, weil bereits in den Tagen zuvor zum Beispiel mit «Halbtax zum halben Preis» Sonderaktionen lanciert wurden. Zur Beunruhigung besteht aber keinerlei Anlass, denn mit dem «Cyber Monday» und der «Black Week» folgen weitere Tage mit Rabattrekorden zur Umsatz-Aufholjagd.
Ja, all diese Tage treiben die Umsätze sicher an. Unbeantwortet jedoch ist die Frage des Deckungsbeitrages, der Kostendeckung. Tatsächlich wird denn auch immer wieder vor den langfristigen wirtschaftlichen Folgen gewarnt. Die Vorweihnachtszeit sei nämlich ohnehin die umsatzstärkste Zeit. Die Rabattaktionen minderten lediglich die Profitabilität und würden bei den Kunden die Erwartungen nach besonderen Preisangeboten laufend weiter erhöhen. Manche ärgern sich also möglicherweise grün und blau, wenn sie aufgrund der schwarzen Freitags- und Wochenrabatte in die roten Zahlen geraten. Und einige sind dann vielleicht gelb vor Neid gegenüber all jenen, die dieses Cabaret nicht mitmachen, dadurch zwar weniger Umsatz, aber dafür ein besseres Betriebsergebnis schreiben. Manchmal ist weniger eben mehr.
«Manchmal ist weniger eben mehr.»