Der Hauseigentümer: Herr Feuz, als Wohneigentümerin oder Wohneigentümer macht man sich wenig Sorgen um Erdbeben, sondern mehr um Brände, Überschwemmungen, Hagel oder Sturmschäden. Wie gross ist das Erdbebenrisiko tatsächlich?
Marco Feuz: Erdbeben werden oft unterschätzt. Dabei bergen sie von allen Naturgefahren das grösste Schadenpotenzial. Gefährdet ist prinzipiell die gesamte Schweiz, also nicht nur die bekannten «Hotspots» Wallis, Basel, Graubünden, Zentralschweiz und St. Galler Rheintal. Zwar ist das letzte grössere Beben mit einer Magnitude von 5,8 schon länger her, es fand 1946 im Wallis statt. Doch ein Erdbeben in dieser Grössenordnung könnte jederzeit wieder passieren. Und wegen der dichten Bebauung hierzulande wäre bereits bei einem mittleren Beben mit erheblichen Schäden zu rechnen.
Wie gut ist die bestehende Absicherung?
Nur rund 15 Prozent der Gebäudeeigentümer sind bei einem Privatversicherer gegen Schäden durch Erdbeben versichert, was aufhorchen lässt. Es ist deshalb wichtig, die schweizweit bestehende Erdbebengefährdung aufzuzeigen und auf bestehende Versicherungslücken hinzuweisen. Auch in Kantonen mit kantonaler Gebäudeversicherung können Lücken vorhanden sein: So hält z.B. der Schweizerische Pool für Erdbebendeckung, dem aktuell 17 Kantone angehören, für den Ereignisfall ohne Leistungsanspruch 2 Mrd. Franken bereit. Je nach Stärke des Erdbebens wird dieser Betrag jedoch nicht ausreichen, zudem ist die Entschädigung pro Gebäude auf Fr. 100 000 begrenzt. Deshalb empfehlen wir den Abschluss einer zusätzlichen Erdbebenversicherung bei einem Privatversicherer. So haben Gebäudeeigentümer Gewissheit, dass ihre wertvollste Investition umfassend abgesichert ist.
Welche Schäden können bei einem Erdbeben entstehen?
Bei einem Erdbeben können Schäden am Verputz oder Mauerrisse entstehen, Zwischenwände können einstürzen, oder es können sogar schwere Schäden an der Bausubstanz oder Statik entstehen. Auch wenn ein Gebäude nicht vollständig zerstört wird, können die Schäden die finanziellen Möglichkeiten der Wohneigentümer rasch übersteigen. Über die bestehende Gebäudeversicherung sind solche Schäden oft nicht oder nur unzureichend abgesichert. Das betrifft sowohl Privatpersonen als auch Unternehmen mit Geschäftsimmobilien. Deshalb empfehle ich allen Wohneigentümerinnen und Wohneigentümern, eine zusätzliche Erdbebenversicherung abzuschliessen und so ihr Vermögen zu schützen.
Wie lässt sich das individuelle Risiko herausfinden?
Drei Faktoren spielen dabei eine Rolle: die Erdbebenwahrscheinlichkeit am Standort, die Struktur des Untergrundes sowie die Bauweise des Gebäudes. Je weicher der Untergrund, desto mehr werden Erdbebenwellen verstärkt. Laut dem Schweizerischen Erdbebendienst können die Erschütterungen durch Erdbeben an Orten mit weichen Sedimenten wie in Tälern oder an Seeufern sowie in Teilen des Schweizer Mittellandes bis zu zehnmal stärker ausfallen als an einem Standort auf festem Fels. Bei der Bauweise des Gebäudes kommt es vor allem auf die Konzeption des Tragwerks an. Die Mehrheit der Schweizer Gebäude wurde nicht gemäss den heute geltenden Baunormen für eine erdbebengerechte Bauweise erbaut.
Interessante Tools zur Berechnung des individuellen Erdbebenrisikos
Der Zurich Naturgefahren-Radar bietet eine standortgenaue Analyse für das Gefährdungspotenzial von 11 verschiedenen Naturgefahren, darunter auch Erdbeben. Angereichert ist diese Analyse mit konkreten Tipps, wie man sich vor den verschiedenen Naturgefahren schützen kann. Dieses Tool findet sich unter: zurich.ch/naturgefahren
Ein anderes interessantes Tool ist das Erdbebenrisikotool des Schweizerischen Erdbebendienstes der ETH. Dieses berücksichtigt auch das Gebäudealter sowie den Untergrund bei der Berechnung des individuellen Erdbebenrisikos.
Erdbebenversicherung: spezielles Angebot von Zurich für HEV-Mitglieder
Mitglieder des Hauseigentümerverbandes profitieren von der langjährigen Partnerschaft mit Zurich und erhalten 10 Prozent Rabatt auf ihre Prämie.
● In der Zurich-Erdbebenversicherung können Immobilien, Hausrat und Geschäftsinventar gegen die finanziellen Folgen von Erdbeben abgesichert werden. Die Versicherung ist also für Privatpersonen genauso interessant wie für KMU.
● Auch Folgeereignisse wie Brände oder Plünderungen sind mit abgesichert.
● Optional lassen sich auch Mieten oder Geschäftserträge absichern, die ausfallen, weil eine Immobilie wegen eines Erdbebens für eine gewisse Zeit unbenutzbar wird. So können private Vermieter oder Unternehmen ihre Einnahmen schützen.
● Die Versicherung kann als Zusatzversicherung zu einer bestehenden Zurich-Gebäudeversicherung abgeschlossen werden oder im Privatkundenbereich auch als separate Versicherung.
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