Vögel

Ein Haus für gefiederte Freunde

Die Frühlingszeit ist die Hauptbrutzeit der meisten heimischen Wildvögel. Was können wir tun, um die kleinen Piepmatze zu fördern? Der pensionierte Architekt Samuel Gerber entwickelt artgerechte Nisthilfen – und teilt im Interview sein Wissen.

Der Schweizerische Hauseigentümer: Herr Gerber, Sie beschäftigen sich seit Ihrer Pensionierung intensiv mit unseren heimischen Wildvögeln und ihrer Förderung. Weshalb sind Nistkästen überhaupt notwendig?

Samuel Gerber: Die «gepflegten» Gärten der Gegenwart sind weitgehend «ausgeräumt». Es gibt kaum noch absterbende Bäume mit natürlichen Nisthöhlen oder für Vögel geeignete Büsche und Asthaufen, keine ungemähten Wiesen und Blumenfelder. Nisthöhlen sind entsprechend wichtig zur Erhaltung der Vogelbestände und zur Förderung der Artenvielfalt.

Viele Vogelschutzverbände, Baumärkte oder Behindertenwerkstätten bieten Nisthöhlen an. Gibt es nicht schon genug davon?

Leider nein, im Siedlungsgebiet und vor allem in Privatgärten hängen nicht genug. Jeder Privatgarten – auch wenn er noch so klein ist - stellt etwa ein Vogelrevier dar. Ein Garten müsste somit mindestens eine taugliche Nisthöhle bieten. Wo es keine Nistmöglichkeit hat, verreisen die Vögel und mit ihnen ihr Gesang.

Was können Wohneigentümer konkret tun, damit der Vogelgesang in ihrem Garten bleibt?

Sie können den Garten naturnah gestalten: Also alte Bäume stehen lassen, Blumenwiesen fördern, vogelfreundliche Büsche setzen, Hecken nicht aus Kirschlorbeer und Thuja, sondern eher aus Hagebuchen oder Dornenbüschen anlegen oder Swimmingpools mit Chlorwasser mit Wasserteichen ergänzen. Vögel brüten dort, wo sie Nahrung finden. Das sind vor allem Insekten, Larven, Samen und Kerne. Und diese leben in blumen- und wasserreichen Naturgebieten. Deshalb sind in einem Privatgarten auch Futterstellen und Nisthöhlen sehr «vogelgesangsförderlich».

Welche Vögel kann man mit Nisthöhlen in den Garten locken?

Nisthöhlen werden vor allem von Meisen, Kleibern, Sperlingen und Trauerschnäppern gesucht. Je nach Durchmesser des Einfluglochs kann man wählen, welche «Mieter» man in seiner Nisthöhle haben möchte: 26 Millimeter stimmen für Blaumeisen, Tannenmeisen, und Sumpfmeisen, also für die kleinen Meisen. 32 Millimeter sind richtig für Kohlmeisen, Kleiber, Sperlinge und die schwarz-weissen Trauerschnäpper. 50 Millimeter wiederum passen für Stare.

Wie gross müssen solche Nisthöhlen sein?

Die Innenfläche sollte circa 14 mal 14 Zentimeter messen. Bei Staren sind 16 mal 16 Zentimeter besser. Weil die Vögel natürlicherweise keine viereckigen Nester bauen, finde ich runde Nisthöhlen am besten. Das ist eine alte Architektenweisheit: Form follows Function … Wenn Amseln, Finken oder Rotbrüstchen ihre Nester im Freien in Bäumen, Hecken oder Büschen bauen, sind diese rund und nicht viereckig. Also sollte auch eine Nisthöhle rund sein.

Was ist mit Amseln, Finken und Rotbrüstchen? Welche Nisthöhlen bevorzugen sie?

Diese Arten benötigen keine Nisthöhlen. Sie brüten meist im Freien, geschützt im Dickicht. Ab und zu gehen sie in eine Halbhöhle, ebenso wie Bachstelzen, Rotschwänze und Grauschnäpper. Das sind Höhlen mit einem Bodendurchmesser von ebenfalls circa 14 Zentimetern und einer Panorama-Öffnung von circa sechs mal zehn Zentimetern. Im Gegensatz zu Nisthöhlen, die fast überall aufgehängt werden können, sollten Halbhöhlen unter Vordächern oder Dachvorsprüngen, nach hinten geschützt in Nischen, angebracht werden.

Sie sagen, Nisthöhlen kann man fast überall aufhängen. Wo geht es nicht?

Sie sollten nicht in der prallen Sonne hängen. Blaumeisen können bis zu 15 Junge haben. Diese entwickeln selbst schon viel Hitze. Die Nisthöhlen sollten idealerweise im Halbschatten hängen, am Morgen besonnt, ab Mittag beschattet. Das Einflugloch sollte gegen Südosten – zur Morgensonne – orientiert sein. Die Nisthöhle sollte für Katzen und Marder unerreichbar sein. Direkt am Baumstamm festgemacht, ist die Brut immer gefährdet. Die Nisthöhle sollte an einem Ast oder Haken aufgehängt werden und wegkippen, wenn eine Katze oder ein Marder darauftritt. Dazu muss ihr Dach glatt sein und weit auskragen. So rutschen Räuber ab, und die Vögel sind sicher.

Wie werden Nisthilfen am besten montiert?

Sie sollten nicht mit Nägeln, Drähten und Zangen so hoch festgemacht werden, dass die Wohneigentümer riskieren, von der Leiter zu fallen. Sie sollten vielmehr pendeln: Ein Gurt mit einer Schnalle als Hängevorrichtung ist besser für den Baum wie auch für die Sicherheit des Eigentümers und der Vögel.

Wie hoch muss die Nisthilfe mindestens angebracht werden?

Nur so hoch, dass Marder und Katzen nicht hochspringen können und dass die Nisthilfe nicht leicht geklaut werden kann. Jedoch nicht so hoch, dass der Wohneigentümer beim Aufhängen Kopf und Kragen riskiert. Stare haben ihre Nisthöhle gerne etwas höher, und sie schätzen den Landestab ganz besonders.

Ist der Landestab notwendig?

Nein, im Gegenteil. Einige Vogelschützer lehnen den Landestab gar ab. Sie denken, dass Vögel wie Meisen darauf Raubvögeln, Katzen und Mardern ausgesetzt werden. Ich schätze den Landestab, weil man Vögel darauf sehr gut fotografieren kann. Und mir ist kein Unglück eines Vogels auf einem Landestab bekannt.

Wann sollten Nisthilfen aufgehängt werden?

Am besten schon im Winter. Viele Vögel wie Blau- und Kohlmeisen suchen sich dann schon ihre Nisthöhle aus und übernachten dort regelmässig windgeschützt. Aber auch im Frühling ist es früh genug. Einige Vogelarten – wie Blaumeisen – brüten oft zweimal im Jahr und schätzen auch beim zweiten Mal eine saubere Nisthöhle.

Muss die Nisthöhle immer herausgeputzt werden?

Mindestens einmal jährlich im Frühling sollte sie herausgeputzt und mit etwas kochendem Wasser (Thermosflasche) oder mit einer Flamme (Bunsenbrenner) desinfiziert werden. Wenn die Jungvögel ausgeflogen sind, putzt man das Nest am besten sofort heraus. Eine Wohnung wird ja unter Menschen auch erst nach der Reinigung durch die Vormieter an die neuen Mieter übergeben.

Wie merkt man, wenn die Jungvögel ausgeflogen sind?

Wenn die laufende Fütterung im Minutentakt aufgehört hat, sind die Vögel meist ausgeflogen. Noch besser beobachtet man das mit einer eingebauten Web-Kamera. Man sieht dann auf dem Handy, was im Nest gerade läuft.

Wie sind Sie eigentlich zum Vogelhausfan geworden?

In unserem Ferienhaus am Murtensee hat eine Bachstelze ein Nest unter der Markise auf einem Sims gebaut. Wenn wir die Store eingezogen oder hinausgelassen haben, ist die Bachstelze immer mit einem Zetermordio davongeflogen. Ich habe nach intensiver Suche den hervorragenden Ornithologen Paul Leupp aus Kerzers gefunden. Er hat mir beigebracht, wie Nisthilfen sein müssen. Aus seinem Wissen und meinen Erfahrungen habe ich unzählige Prototypen entwickelt und laufend verbessert, wie ich es als Architekt gewohnt war. Natürlich waren auch Design und Ästhetik immer ein Thema. Niemand will sich für einen wüsten Bretterverschlag in seinem Garten schämen. So sind das Lovenest und die Lovenest Halbhöhle entstanden.

Werden Sie diese weiterhin laufend verbessern?

Nein, die sind so schon fast zu perfekt und dadurch auch teurer. Ich entwickle jetzt zwei andere Projekte: ein Vogelhaus, das Eltern mit ihren Kindern aus einem einzigen Brett zusammenbauen können und eine weitere runde Nisthöhle aus wiederverwendeten Abwasserrohren, Korkzapfen, Restholzböden etc. Diese sind günstiger und immer noch viel besser als feuchte Höhlen in alten Bäumen. Die Prototypen teste ich gegenwärtig mit eingebauten Kameras. Wenn die Vögel die Prototypen mögen, werden die Nisthöhlen in meinem Webshop auftauchen. Wenn die Vögel enttäuscht sind, werde ich mir etwas Neues einfallen lassen.

Das Interview führte Bettina Schmid, Redaktorin beim HEV Schweiz

Über Lovenest

Samuel Gerber ist pensionierter Architekt und beschäftigt sich seit vielen Jahren leidenschaftlich mit den heimischen Wildvögeln und ihrer Arterhaltung. Neben artgerechten Nisthöhlen hat er auch durchdachte Vogelfutterstationen entwickelt und vertreibt diese Produkte über seinen eigenen Webshop.

Zurzeit sucht der 75-Jährige altersbedingt jemanden, der die Idee von Lovenest mit Begeisterung weiterführen möchte.
love-nest.ch
 

Videoanleitungen zur Nisthöhle

Videoanleitung zur Halbhöhle

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Weitere Informationen zu den Produkten und das Teilnahmeformular finden Sie unter:
der-hauseigentuemer.ch/wettbewerb